Interview der Woche mit Taekwondo-Lehrer Gerd Lehmann

Das Interview führte Peter Kuhlendahl

Für Taekwondo-Lehrer Gerd Lehmann wurde in Südkorea ein Traum wahr.

Sie sind vor wenigen Tagen mit Ihrer Lebensgefährtin in Südkorea gewesen. Nach Ihrer Rückkehr sprechen Sie davon, dass für Sie ein langer Traum in Erfüllung gegangen ist. Warum?

Gerd Lehmann: Ich betreibe seit 1978 die koreanische Kampfsportart Taekwondo. Und jetzt hat es endlich geklappt. Seit 1990 leite ich meine Kampfsport-Schule an der Alleestraße. Nun konnte ich endlich ins Mutterland dieser Kampfkunst.

Und wie waren die Eindrücke?

Gerd Lehmann (lacht): Zunächst war ich sehr froh, dass meine Lebensgefährtin dabei war. Sie lebt zwar seit vielen Jahren in Remscheid ist aber gebürtige Koreanerin. Ohne ihre Sprachkenntnisse wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Am Flughafen in Seoul sieht man zwar noch Schilder in englischer Sprache, aber das war es auch schon. Außerdem habe ich so Orte kennengelernt, die man als normaler Tourist nie gesehen hätte.

Sie waren aber nicht als normaler Tourist in Asien, sondern in erster Linie wegen Ihrer Sportart, oder?

Gerd Lehmann: Natürlich. Aber ich war auch an Land und Leute interessiert. Außerdem haben wir die Verwandten meiner Lebensgefährtin getroffen.

Was war auch sportlicher Sicht der Höhepunkt?

Gerd Lehmann: Das war der Besuch an einer Taekwondo-Universität, einem so genannten Kukkiwon. Da hat nicht jeder Tourist Zutritt. Aber da ich ja den sechsten Dan habe, durfte ich dabei sein. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, hautnah an einer Demo-Show in der Innenstadt beizuwohnen. Das waren beeindruckende 90 Minuten. Und ich bin auch auf die Bühne gebeten worden. Das war Gänsehaut pur. Einfach nur geil.

Welchen Stellenwert hat Taekwondo in Korea?

Gerd Lehmann: Das ist aus sportlicher Sicht eine ganz andere Welt. Und der Stellenwert lässt sich hierzulande mit Fußball vergleichen.

Können Sie die sportlichen Erfahrungen, die sie gemacht haben, in Ihrem Kampfsportzentrum umsetzen?

Gerd Lehmann: Zunächst mal war ich positiv überrascht, dass das Hauptaugenmerk in Südkorea mehr und mehr den Kindern gilt. Die Förderung des Nachwuchses steht auch bei mir an erster Stelle. Aber für den Trainingsalltag habe ich viele neue Ideen sammeln können.

Welche sind das?

Gerd Lehmann: Den Kindern soll Taekwondo spielerischer vermittelt werden. Der Druck soll raus genommen werden. Der Spaß im Vordergrund stehen. Es ist jetzt zum Beispiel nicht mehr so wichtig, dass der Anzug hundertprozentig sitzt. Der zum Teil militärische Drill tritt immer mehr in den Hintergrund.

Taekwondo ist eine olympische Sportart. Haben Sie nach den Spielen in London im Sommer einen größeren Zulauf gehabt?

Gerd Lehmann: Das konnte ich nicht feststellen. Vielleicht auch, weil wir zwar Wettkampfsport anbieten, aber uns in erster Linie am mehr Breitensport orientieren.

ZUR PERSON

GERD LEHMANN. Der Träger des siebten Dan im Taekwondo und des ersten Dan im Hapkido wurde am 5. April 1962 in Marl geboren. Lehmann ist geschieden, hat drei Kinder und lebt in Remscheid. Dort leitet der gelernte Schlosser seit 1990 das Kampfsportzentrum „Taekyon“ an der Alleestraße.